Die Circus Aktie: mein spekulativstes Investment
In meinem wikifolio finden sich eigentlich nur etablierte Unternehmen, mit echten Umsätzen und nachvollziehbaren Wachstumsraten. Große Versprechungen ohne die dazugehörigen Umsätze und Margen haben in meinem Portfolio nichts verloren. Bei Circus habe ich jedoch eine Ausnahme gemacht. Ich verrate dir warum.
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In meinem wikifolio finden sich eigentlich nur etablierte Unternehmen, mit echten Umsätzen und nachvollziehbaren Wachstumsraten. Große Versprechungen ohne die dazugehörigen Umsätze und Margen haben in meinem Portfolio nichts verloren. Bei der Circus Aktie habe ich jedoch eine Ausnahme gemacht. Ich verrate dir warum.
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Inhaltsverzeichnis
Welches Bedürfnis erfüllt Circus?
Man muss in Deutschland eigentlich nur durch die Straßen gehen, um den Zustand der Gastronomie-Branche zu sehen. Wieder hat an der Straßenecke ein Imbiss zugemacht, wieder ein Restaurant im Nachbardorf. Viele Wirtshäuser müssen schließen.
Sie finden kaum Personal, weil kaum jemand Lust auf Arbeitszeiten abends und am Wochenende hat – und das bei überschaubarem Lohn. Oft müssen die Wirte selbst deswegen Sonderschicht um Sonderschicht schieben.
Finden die Wirte doch Personal, müssen sie stetig steigende Löhne und Lebensmittelkosten bezahlen. Seit 2022 auf 2023 sind die Löhne im Gastgewerbe in Deutschland um durchschnittlich ~12 % gestiegen. (Statista) Wir alle kennen das Gefühl von der Supermarkt Kasse, wenn der Wocheneinkauf wieder einmal teurer geworden ist.
Die steigende Bürokratie und Berichtspflichten geben vielen Wirten den Rest.
Für all diese Problemstellungen bietet Circus eine Lösung: die vollautomatische Küche CA-1.
Diese reduziert den Personalbedarf massiv und damit die Lohnkosten. Nachtzulagen, und Schichtplanung sind Geschichte. Die autonome Küche nimmt die Bestellung auf, kocht, spült und verwaltet. Lebensmittelverschwendung wird reduziert und Berichte automatisiert.
Zielgruppe sind aber weniger die kleinen Wirtshäuser im Nachbarort, sondern Kantinen und Essensangebote in Flughäfen, Krankenhäusern, Altenheimen, Unis, Firmen, etc.
Doch wie funktioniert das alles?
Der Koch-Roboter “Circus Autonomy One“
Circus möchte die Gastronomie-Branche mit seiner vollautomatischen Roboter-Küche, dem Circus Autonomy One (CA-1) revolutionieren.
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Der CA-1 ist in der Lage bis zu 120 Gerichte in der Stunde aus frischen Zutaten zuzubereiten. Möglich sind Suppen und Eintöpfe, gebratene Nudeln und Reis, Pasta Gerichte, Curries, Rührei und mit ein paar Anpassungen sogar Döner.
Dabei soll der CA-1 alle Aufgaben übernehmen, die sonst in der Kantine anfallen würden: Die Lagerung und Kühlung der Lebensmittel, Überwachung der Haltbarkeit und Hygiene, die Zubereitung der Gerichte und das Waschen des Geschirrs.
Die mitgelieferte Software überwacht mit KI Unterstützung sogar das Inventar und schätzt die Benötigten Zutaten und Verbräuche auf Grundlage von Wochentag, Wetter und weiteren Faktoren. Die KI kann die Rezepte auch auf die Bedürfnisse der Kunden anpassen. Du willst deine Pasta ohne Tomaten? Kein Problem.
Nur einmal am Tag muss Personal vorbeikommen und die Maschine für eine Stunde reinigen und die Lebensmittel nachzufüllen.
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Der Betrieb eines CA-1 ist nicht billig, zusätzlich zu den Hardware-Kosten, fallen monatliche Software-Kosten in Höhe von 10.000 bis 20.000 € an.
Laut Circus reicht dem CA-1 eine durchschnittliche Auslastung von 3 Stunden am Tag um sich für den Betreiber zu rechnen. Ob das so stimmt, kommt wohl auch noch auf die sonstigen Kosten für Miete, Strom und Wasser an. Zudem muss der CA-1 dafür auch fehlerfrei funktionieren.
Der CA-1 ist keine Zukunftsmusik, steht kurz vor der Serienfertigung. Man betreibt Testküchen und hat bereits mit ersten Bestellungen über 1 Millionen Mahlzeiten zubereitet.
Trotzdem bleiben Risiken, wenn der CA-1 in die Serienfertigung geht. Ob die Roboterküchen reibungslos funktionieren werden?
Circus ist mit dem CA1 der Konkurrenz voraus. Es gibt zwar verschiedene Wettbewerber, die einzelne Roboterarme in der Küche oder selbst rührende Töpfe einsetzen, diese bieten aber keine vollautomatische Zubereitung von verschiedenen Gerichten.
Das deutsche Startup Goodbytz bietet eine erste vollautomatisierte Küche an der Uniklinik in Tübingen an. Allerdings ist das nur eine Küche und weit weg von der Serienreife.
Trotzdem steht das Thema Automatisierung in Küchen längst bei vielen Unternehmen auf dem Zettel, was man an der steigenden Anzahl von Austellern mit Automatisierungslösungen auf den Messen sieht. Ich denke, dass die Konkurrenz die nächsten Jahre noch härter wird.
Die KI des CA-1
Circus spricht bei jeder Gelegenheit von der KI des CA-1: dass diese selbstständig Rezepte kreieren, auf Kundenwünsche eingehen und Zutatenverbräuche vorhersagen kann.
Aber mal ehrlich: eine Software die den Verbrauch vorhersagt, hat heute schon jeder Supermarkt. Die Frage ist wie gut das die Software von Circus macht. Dazu habe ich bisher keine Daten gefunden. Dass die KI die Rezepte aufgrund von Kundenwünschen anpassen kann ist nett, aber die Frage ist, wie wichtig das den Kunden schlussendlich ist.
Für mich ist die KI nicht der ausschlaggebende Faktor für meinen Investment Case. Ich finde das Thema autonome Küche mit SaaS Modell wesentlich spannender.
Vorbestellungen
Peking
Im Juni 24 hat man eine Absichtserklärung in China über die potenzielle Lieferung von 5.400 Circus Autonomy One abgeschlossen. Ziel ist es die Millionen von Studenten an den 92 Universitäten in Peking mit bis zu 4 Milliarden Mahlzeiten pro Jahr zu versorgen. Konkrete Liefervereinbarungen gibt es bisher jedoch nicht!
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Dönerkette Mangal x LP10
Die Dönerkette von Lukas Podolski plant sein Angebot mit einer neuen Marke und den vollautonomen Lebensmittelrobotern CA-1 ein voll autonomes Food Franchise zu schaffen. Man möchte das Konzept in 2025 mit ersten Geräten pilotieren. Wie viele Geräte man schlussendlich bezieht, ist also noch ungewiss.
Flughafen BER
Als ersten Flughafen konnte man den Flughafen Berlin Brandenburg als Kunden gewinnen (BER). Hier möchte man sich auf das Flughafen Catering mit Mahlzeitenservice rund um die Uhr konzentrieren.
Noch dieses Jahr soll eine Beta Phase starten, bei der der CA-1 von Circus einen Teil der täglichen Mitarbeiterverpflegung am Flughafen BER parallel zum regulären Betrieb übernehmen soll.
Vorbestellungen gesamt
Laut dem Unternehmen wurden bereits über 8.400 Einheiten des CA-1 vorbestellt und über weitere 17.000 Einheiten soll derzeit verhandelt werden.
Diese Zahlen klingen mir ehrlich gesagt zu hoch gegriffen. Auch ein Artikel der Wirtschaftswoche setzt sich kritisch damit auseinander, wie viele Bestellungen Circus wohl wirklich für den CA-1 hat.
In den meisten Fällen scheint es sich eher um eine Absichtserklärung, als eine wirkliche Vorbestellung zu handeln.
Weiter berichtet die Wirtschaftswoche, dass einzelne Kunden wie der Catering-Dienstleister Aramac oder das Hostel Surf Rescue Club in Grömitz den CA-1 zwar getestet, sich dann aber gegen dessen Einsatz entschieden haben.
Globale Produktion gestartet
Die Produktion wurde an einen US-amerikanischen Partner ausgelagert und ist dadurch wenig kapitalintensiv. Der Partner agiert international und verfügt über viel Erfahrung in der Skalierung von Produktionsabläufen.
Im Jahr 2025 strebt man die Produktion einer niedrigen dreistelligen Anzahl von Geräten an.
Mittelfristig soll eine Produktion von 6000 Einheiten pro Jahr erreicht werden.
Das Rasierklingen Modell
Geld möchte Circus hauptsächlich durch die mitgelieferte (KI-)Software verdienen, die im Abo Modell für wiederkehrende Umsätze und eine hohe Marge sorgen soll. Wie bei den Rasierklingen verkauft man also den Rasierer günstig, um dann viel Geld mit dem Verkauf der benötigten Rasierklingen zu verdienen.
Das wird deutlich, wenn man einen Blick ins Order Backlog von Circus wirft: Bei 8431 vorbestellten CA-1 rechnet Circus mit einem einmaligen Hardware-Umsatz von 1,7 Mrd. €, während man gleichzeitig von einem wiederkehrenden Umsatz von 1,1 Mrd. € durch die verkauften Geräte ausgeht. Jedes Jahr wohlgemerkt.
Natürlich muss man all diese Geräte erst einmal produzieren und ausliefern. Das würde sicherlich einige Jahre dauern.
Das Management
Mitgründer und CEO Nikolas Bullwinkel
Nikolas Bullwinkel hat bereits Erfahrung bei der erfolgreichen Skalierung eines schnell wachsenden Unternehmens gesammelt.
In kurzer Zeit hat er dazu beigetragen Flink zu einem der größten Lebensmittel-Lieferdienste in Europa mit über 140 Standorten und über 12.000 Mitarbeitern zu entwickeln.
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Claus Holst-Gydesen als neuer Co-CEO
Vor kurzem hat man Claus Holst-Gydesen als Co-CEO an Bord geholt. Er bringt vor allem Internationale Erfahrung mit, insbesondere zum US-Markt. Er hat schon in der Management Ebene von Viega, Disney und Whirlpool gearbeitet.
Weitere Infos zum Management von Circus
Das Management, Investoren und sogenannte Business Angels halten insgesamt 69.22% der Anteile. Der Blick des Managements ist langfristig und man hat sich eine Sperrfrist von 4 Jahren auferlegt, in der keine Aktien verkauft werden dürfen.
Aktienkurs der Circus Aktie
Die Circus Aktie kam erst im Januar 2024 an die Börse in Frankfurt und startete den Handel mit 10,80 € pro Aktie. Schon im Sommer 24 hat sie ihren Höchstwert von 36 € das Stück erreicht und hatte sich damit innerhalb kürzester Zeit mehr als verdreifacht. Doch die Euphorie ebbte ab und die Aktie befindet sich nun mit Preisen von unter 20 € wieder auf einem interessanten Einstiegsniveau.
Bewertung
Die Circus Aktie ist aktuell mit einem Börsenwert von 440 Mio. € bewertet. Eine Bewertung mittels KUV und KGV ist aktuell aufgrund der noch fehlenden Umsätze nicht sinnvoll.
Hier ein Ausblick, wie eine Bewertung der Circus Aktie im Jahr 2027 aussehen könnte:
Pessimistisch | Normal | Optimistisch | |
---|---|---|---|
Umsatz in 2024 | 1,1 Mio. € | 1,1 Mio. € | 1,1 Mio. € |
Wachstum in % (jährlich) | |||
Umsatz in 2027 | 200 Mio. € | 400 Mio. € | 600 Mio. € |
Nettomarge in % | 7 | 12 | 17 |
KGV | 15 | 20 | 25 |
Mögliche Bewertung in 2027 | 210 Mio. € | 960 Mio. € | 2.550 Mio. € |
Mögliche Gesamtrendite nach 3 Jahren | -52 % | 118 % | 479 % |
Bitte beachte, dass es sich hier nur um Annahmen handelt, und es keine Garantie für die zukünftige Entwicklung gibt. Werte wurden gerundet. Keine Anlageberatung oder Anlageempfehlung.
Der hier angegebene Ausblick ist absolut ungewiss und schwierig. Circus steht ganz am Anfang seiner Geschichte und der Erfolg hängt von so vielen Faktoren ab:
- wie schnell kann die Produktion skaliert werden?
- Werden die ausgelieferten Geräte fehlerfrei funktionieren?
- Werden die Kunden zufrieden sein und nachbestellen?
- Werden die Endnutzer die automatischen Küchen akzeptieren?
- Treten Wettbewerber in den Markt?
- Werden Kapitalmaßnahmen notwendig sein?
Circus hat bisher keine nennenswerten Umsätze generiert. Hier ist alles möglich: vom Scheitern des Geschäftsmodells, bis zum weltweiten Erfolg einer Pionier-Firma. Schlussendlich wird eine zukünftige Bewertung stark vom Wachstum und den Margen abhängen, die aktuell kaum abschätzbar sind.
Chancen
- Pionier in einem aufkommenden Wachstumsmarkt
- Der CA-1 schafft Lösungen für verbreitete Probleme und Bedürfnisse
- Erfahrenes Management Team
- Kapitalarme Skalierung durch Auslagerung der Produktion
- Wiederkehrende Umsätze mit Hoher Marge durch SaaS Modell
Risiken
- Bisher keine nennenswerten Umsätze!
- Skalierungs-Risiken beim Markteintritt in mehrere Länder
- Produktions-Risiken beim Hochfahren der Produktion
- Risiken durch teure Rückrufaktionen bei fehlerhaften Produkten
- Möglichkeit der Stornierung von Vorbestellungen
- Regulatorische Risiken
Fazit
Circus steht als Pionier vor einem riesigen Wachstumsmarkt und möchte mit dem Personalmangel, den steigenden Kosten und der Lebensmittelverschwendung gleich drei große Themen in der Gastronomie Branche angehen und diese regelrecht revolutionieren.
Aufgrund des erfahrenen Managements, des professionellen und durchdachten Vorgehens und der bisher gemeldeten Erfolge traue ich Circus zu, diesen Weg zu gehen und sich ggf. als Marktführer in diesem Markt zu etablieren.
Doch bei all den Chancen gibt es auch große Risiken. Circus steht noch so weit am Anfang, dass die zukünftige Entwicklung nur schwer einzuschätzen ist. Bisher hat man kaum Geräte verkauft. Auch wenn die vielen Vorbestellungen den Eindruck vermitteln, die Umsätze wären zum Greifen nah, sollte man bei den gemeldeten Zahlen eher vorsichtig sein. Diese wirken für mich aufgebauscht.
Auch die Produktion muss man erstmal erfolgreich hochfahren und durch die vielen internationalen Markteintritte kann man sich auch selbst überlasten.
Circus ist und bleibt ein spekulatives Investment und das Management muss beweisen, dass sie nach all den Versprechen auch liefern können.
Was ich mache
Ich habe die Circus Aktie als kleine Position in mein investierbares wikifolio Wachstumsunternehmen EU und NA aufgenommen. Die Positionsgröße soll dabei das Risiko begrenzen.
Falls das Management wirklich liefern kann, was es verspricht, sehe ich enormes Potential in der Aktie.
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Disclaimer: Der Autor besitzt Anteile des behandelten Unternehmens. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.