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Westwing Aktie – Turnaround längst in vollem Gange

CEO Andreas Hoerning hat den Möbelhändler Westwing von Grund auf umgekrempelt. Heraus aus der Richtungslosigkeit, hin zu einem Unternehmen mit eigenen Designs, höhere Margen und der Rückkehr zum profitablen Wachstum. Operativ ist der Turnaround längst passiert. DOCH: das ist beim Aktienkurs noch überhaupt nicht angekommen. Wie kann das sein?


Was haben ein Dalmatiner auf einem Stuhl, Mango Spritz Cocktails, ein schön dekorierter Balkon mit Blick auf einen Garten gemeinsam? Sie verkörpern ein Lebensgefühl. Westwing verkauft keine Möbel und Deko Objekte, sondern genau dieses Lebensgefühl. Und diesem Gefühl folgen 8,6 Millionen Menschen auf Instagram.

Wettbewerber sind also nicht nur die typischen Onlineshops von moebel.de, XXXlutz und wayfair, sondern auch andere starke Instagram Marken wie Zara Home und H&M Home, die ähnlich viele Follower haben.

Eine echte Erfolgsstory also. Doch nach dem rasanten Wachstum im Corona Boom hatte sich die Firma verzettelt und wer zu den Hochzeiten investiert hat, hat viel Geld verloren.

Wie passt das zusammen?

Zu viel Klein-Klein

Nach dem Corona Boom war Westwing richtungslos: zu viel länderspezifisches Klein-Klein, zu geringe Margen, ein Online-Händler wie viele andere. Viele Händler hatten zu viel Ware bestellt, das Inventar musste häufig mit hohen Rabatten verschleudert werden.

Auch Westwing ging es nicht besser und die Zahl der aktiven Kunden sank massiv.  

Entsprechend stürzte der Aktienkurs nach dem Corona Boom ab. Eine Phase von Jahren der Stagnation folge. Westwing drohte zu einem Unternehmens-Zombie zu werden: einem Unternehmen, das mehr schlecht als recht existiert. Zu viel Geschäft für die Insolvenz, aber zu wenig, um die Stagnation zu verlassen.

Wo war das Alleinstellungsmerkmal von Westwing? Wie wollte man Geld verdienen?

Doch das hat CEO Andreas Hoerning mit einem 3 Punkte Plan und viel harter Arbeit geändert. Die 3 Zauberworte heißen Schrumpfung, Komplexitätsreduktion und Skalierung.

Westwing Aktie - der 3 Stufen Plan von CEO Andreas Hoernig

Ich zeige dir, warum dieser Plan so erfolgreich ist.

Umstellung auf eine eigene Collection

Die sogenannte 3rd Party Collection war bei Westwing schon immer recht margenschwach. Hier agiert das Unternehmen als reiner Händler: man kauft Ware ein, lagert diese und verkauft sie an die eigene Kundschaft.

Viel Geld kann man so nicht verdienen und es fehlt das Alleinstellungsmerkmal. Warum nicht einfach beim Händler XY kaufen, der das gleiche Produkt 5% billiger anbietet?

Bei der firmeneigenen Westwing Collection ist das anders: hier entwirft und vertreibt man die Produkte selbst. Logischerweise bleibt bei diesem Modell mehr Marge für das Unternehmen hängen, da man sich eine zusätzliche Partei spart und nicht nur als Zwischenhändler agiert.

Diesen Anteil der Westwing Collection hat die Firma über die letzten 4 Jahre konsequent von 21 auf starke 62% gesteigert. Entsprechend sind auch die Margen gestiegen.

Westwing Aktie - Anteil der Westwing Collection am Gesamtumsatz
Anteil der Westwing Collection am Gesamtumsatz (Quelle: Westwing)

Vorher hat Westwing zudem eigene Büros in Mailand und Barcelona betrieben, um Designs für die lokalen Märkte zu entwerfen. Dies hat man nun aus Effizienzgründen aufgegeben und konzentriert sich auf eine Collection für ganz Europa.

Für mich der absolut richtige Schritt.

Ergänzt werden soll die eigene Collection noch mehr durch margenstarke Premium Brands, z.B. im Leuchtmittel-Bereich.

Physische Läden als Ergänzung

Die Offline-Stores sollen das bestehende Online-Angebot ergänzen. Diese Stores sind jedoch nicht unbedingt für Neukunden gedacht, sondern zu stärkeren Bindung der vorhandenen Kunden, die sich die Produkte auch mal in echt anschauen wollen.

Gerade bei Produkten wie Sofas, bei denen sich die Kaufentscheidung oft über mehrere Wochen zieht, kann das Sinn machen.

Westwing Aktie - Westwing Offline Store in Paris
Westwing Offline Store in Paris

Zurück zu profitablem Wachstum

Die europäische Möbelbranche verzeichnete 2024 einen Umsatzrückgang, insbesondere in Deutschland. (-6,6%) Die Branche kämpft mit schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, und die Nachfrage ist gesunken. 2025 soll sich die Nachfrage stabilisieren und mittelfristig wird ein Wachstum von 1,9 % pro Jahr erwartet.

Wachstum in einem stagnierenden Markt klingt unrealistisch? Aber es funktioniert!

Und es passiert bereits. Im vergangenen Jahr ist Westwing um 4 % gewachsen. Trotz stagnierender Branche. Man hat also fleißig Marktanteile dazugewonnen.

Gut, im Q1 25 ist der Umsatz um 1% geschrumpft, aber das ist Teil der Umstellung auf eine Collection für ganz Europa, und war erwartet worden. Zudem war im Q1 der Umsatz in Deutschland wegen den Unsicherheiten der Bundestagswahl schlecht.

Sollte das Wachstum der Möbelbranche wieder anziehen, sollte bei Westwing mehr Wachstum drin sein und ich erwarte, dass das Unternehmen weiterhin stärker wächst als der Markt.

Weiteres Wachstum kommt von der geografischen Expansion: für bis zu zehn neue Länder plant Westwing in diesem Jahr einen Markteintritt.

Die Markteintritte in Luxemburg, Dänemark und Schweden sind in diesem Jahr bereits erfolgt. Norwegen, Finnland, Kroatien, Rumänien, Griechenland, Slowenien und Ungarn sollen bald folgen.

Reichlich Potential also für die angepeilten 10% Umsatzwachstum.

Bewertung

Westwing ist aktuell mit einem Börsenwert von 150 Mio. € bewertet. Das ergibt ein KUV von 0,33.

Westwing schreibt noch Verluste, aber die Netto-Cash-Position betrug zum Jahresende 2024 69 Mio. €, der Cashflow wurde mit 9 Mio. € angegeben.

Hier ein Ausblick, wie eine Bewertung der Westwing Aktie im Jahr 2027 aussehen könnte:

PessimistischNormalOptimistisch
Umsatz 2024444 Mio. €444 Mio. €444 Mio. €
Wachstum in % (jährlich)4812
Umsatz in 2027499 Mio. €559 Mio. €624 Mio. €
Nettomarge in %345
KGV101316
Mögliche Bewertung in 2027150 Mio. €291 Mio. €499 Mio. €
Mögliche Gesamtrendite
nach 3 Jahren
0 %94 %233 %

Bitte beachte, dass es sich hier nur um Annahmen handelt, und es keine Garantie für die zukünftige Entwicklung gibt. Werte wurden gerundet. Keine Anlageberatung oder Anlageempfehlung.

Die Beispielrechnung zeigt, wie wenig es eigentlich braucht, um die aktuelle Bewertung von Westwing zu rechtfertigen.

Selbst wenn es schlecht läuft und Westwing jährlich „nur“ 4% Wachstum und eine Nettomarge von 3% erreicht, wäre die aktuelle Bewertung erreicht. In Anbetracht der geografischen Expansion und des hohen Anteils der Westwing Collection für mich mehr als machbar.

Alles über diesen Werten sollte langfristig zu steigenden Kursen führen.

Selbst bei einem Umsatzwachstum von 8% / Jahr (Westwing selbst peilt 10% an) und einer Nettomarge von 4% wäre in 3 Jahren nach dieser Bewertung ein Verdoppler möglich.

Für mich scheint das Abwärtsrisiko langfristig gering zu sein, aber das Aufwärtspotential hoch.

Genau nach solchen Aktien suche ich und deswegen ist Westwing für mich ein klarer Kauf.

Fazit

Operativ ist der Turnaround bei Westwing längst in vollem Gange, nur der Aktienkurs hat das noch nicht mitbekommen. Über die letzten Jahre hat CEO Andreas Hoerning das Unternehmen konsequent in Richtung Effizienz umgebaut und Westwing steht nun in den Starlöchern für zweistelliges Umsatzwachstum.

Für mich ein klarer Investment Case mit hohem Renditepotential. Allein das Umsatzwachstum von 4% im letzten Jahr, bei steigenden Margen zeigt mir, wie gut Westwing mittlerweile positioniert ist. Und das in einem stagnierenden Möbelmarkt.

Die Bewertung mit einem KUV von gerade einmal 0,33 lässt viel Luft nach oben.

Ich habe Westwing bereits zu Preisen um die 8 € in mein investierbares wikifolio Wachstumsunternehmen EU und NA* aufgenommen. Bisher ist die Position noch klein, aber ich plane bei weiteren Dips nachzukaufen.


Disclaimer: Der Autor besitzt Anteile von im Artikel behandelten Unternehmen oder überlegt Anteile zu kaufen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar.

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